Der Ort Sellendorf mit Schöneiche war einst ein Bestandteil der Herrschaft Golßen, der von den 4 Brüdern v. Stutterheim am 14.08.1439 vom Landvogt v. Polenz gekauft wurde.
Sellendorf wurde von der Fam. v. Stutterheim immer weiter vererbt, bis am 10.03.1713 Hartmann Peter v. Haberkorn Sellendorf mit Schöneiche kaufte, für 9300 Thaler.
Die Haberkorns, ein altes ursprünglich in Hessen beheimatetes Geschlecht, dem zahlreiche Gelehrte u. bedeutende Geistliche entstammen, waren gegen Ende des 17. Jahrhunderts mit 2 Brüdern Heinrich Peter, zuletzt kursächs. Amtskammerrat u. Gegenhändler bei der Landeshauptmannschaft in Lübben und dem Theologen Johann Baltasar, Pastor primarius in Kirchhain u. Superintendant in Dobrilugk gekommen.
Hartmann Peter v. Haberkorn war Jurist und studierte in Frankfurt Oder. Am 12.08.1727 wurde gegen Haberkorn ein Verfahren wegen unbefugten Bierbrauens und –ausschenkens eingeleitet, die Biersteuer hat er 1728 für die Jahre 1724/27 nachgezahlt, aber für 1713-23 war sie noch offen. Wie die Sache schließlich ausgegangen ist, ist leider nicht mehr ersichtlich.
Die Erbin Auguste Elionore v. Haberkorn heiratete am 29.11.1806 Christoph Ernst v. Houwald auf Kraupe und Radensdorf. Sie verkaufte Sellendorf am 01.06.1808 an ihren Ehemann. Das Paar wohnte bis 1822 in Sellendorf.
Ernst von Houwald machte sich als lyrischer Dichter, Dramatiker und Prosaschriftsteller einen Namen. Solange er in Sellendorf lebte wurde das Gutshaus zum Sammelpunkt seines literarischen Freundeskreises, zu dem neben zahlreichen Vertretern der romanischen Schule vor allen auch Achim u. Bettina von Arnim gehörten, die in Wiepersdorf wohnten.
Am 31.05.1822 wurde Sellendorf an Gustav Friedrich Becherer für 6700 Thaler verkauft und am 25.06.1841 an den Amtsrat Karl Friedrich Geisler, der einen Ad. Frantz 1863 als Besitzer nennt. Ein Sohn Friedrich Wilhelm Theodor Geisler übernahm den Besitz u. verbesserte die Wirtschaft wesentlich und erbaute mehrere Tagelöhnerhäuser, neue Stallgebäude und eine neue Brennerei in Sellendorf. Theodor Geisler wird noch 1885 auf Sellendorf erwähnt.
Das Dorf hatte damals 28 Wohngebäude und 273 Einwohner, es umfasste 4133 Morgen Land. Es gab eine Ziegelei und eine Windmühle.
1907 wird Frau Malwine Staberow Besitzerin des 993 ha großen Rittergutes. Es standen 373 ha unter dem Pflug, 47 ha Wiese und Weiden und 553 ha Forst. Der Grundsteuerbetrag betrug 6345 Mark. Neben der Brennerei u. Ziegelei wurden 373 Schafe, 84 Rinder, davon 38 Kühe und 89 Schweine gehalten.
Weitere Besitzer waren:
- 1914 Baron von Levetzow
- 1915 Hans Cochius
- 1921 Carl Wegener
- 1935 Ernst Goertz
- 1938 Richard Lieberknecht
Nach den 2. Weltkrieg wurde das Gutshaus, das einstmals ein nicht unbedeutender „Musensitz“ war und in die deutsche Literaturgeschichte eingegangen ist, abgerissen.
1948 – 1953 war Frau Anna Adamcweski Besitzerin bis die Enteignung stattfand.
Zu DDR Zeiten war das Gut ein Volkseignes Gut, nach der Wende1989 ein Treuhand geführtes Gut und seit 1998 wieder in Privatbesitz.